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Sex? Aber sicher!

Keine Libido, schlechte Laune, Blutgerinnsel - das Image der Pille hat gelitten. Wer auf sie verzichten möchte, kann mittlerweile unter einer Vielzahl hormonfreier Alternativen wählen. Ein Überblick.

Dieser Beitrag von Rena Föhr erschien im Original bei Spiegel Online.

Die Pille, einst Symbol der sexuellen Selbstbestimmung, ist heute vielen nicht mehr geheuer. Wer sie schluckt, erhöht das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel. Auch das Wohlbefinden kann leiden. Das muss nicht sein. Mittlerweile existiert eine Vielzahl hormonfreier Alternativen, die stetig weiterentwickelt werden. Wir stellen die Methoden im Hinblick auf Anwendung, Kosten und Zuverlässigkeit vor - mit der Einschätzungen einer Expertin.


DIE EXPERTIN
Dorothee Struck, Gynäkologin und Autorin, praktiziert in Kiel. Außerdem hält sie Vorträge und gibt Online-Seminare zu Frauengesundheit. Der hormonfreien Verhütung hat sie ein ganzes Buch gewidmet: "Verhüten ohne Hormone: Alternativen zu Pille & Co."

Caya Diaphragma. Foto von Reproductive Health Supplies Coalition von Unsplash

Diaphragma und Portiokappe

Was und wie: Diaphragmen und Portiokappen sind runde Kappen aus Silikon, die den Samenzellen den Weg zu den Eizellen versperren. Diaphragmen bedecken den Muttermund und werden von den Scheidenwänden gehalten, Portiokappen sind kleiner und saugen sich zum Teil direkt am Muttermund fest oder werden ebenfalls mit ihrer breiten Krempe in der Scheide gehalten.

Eingesetzt werden die Kappen frühestens zwei Stunden und spätestens direkt vor dem Sex. Zusätzlich muss die Frau ein Verhütungsgel auftragen, das Spermien bewegungsunfähig macht (Spermiostatikum). Nach dem Sex sollten Diaphragma oder Portiokappe mindestens acht Stunden in der Vagina verbleiben.

Kosten: Ab etwa 35 Euro plus Kosten für Verhütungsgele und gegebenenfalls Kontrolluntersuchung.

Wie sicher? Der Pearl-Index (Erklärung siehe unten) liegt bei 1,2 bis 8 beim Diaphragma und 4 bis 14 beim FemCap. Ohne Gel steigt das Risiko für eine Verhütungspanne, dann beträgt der Pearl-Index bis zu 20. Die extrem große Spannbreite hängt von der unterschiedlichen Ausrichtung der jeweiligen Studie ab. Je besser der Sitz und je geübter die Anwendung, desto sicherer ist die Methode.

Für wen geeignet? Für Frauen, die sich gern mit ihrem Körper auseinandersetzen und für die es kein Problem ist, sich tief in die Vagina zu fassen. Diese Methode eignet sich auch in Kombination mit der symptothermalen Methode (siehe unten).

Herausforderungen und Tücken: Bei falschem Sitz erfüllen die Kappen nicht zuverlässig ihren Zweck. Deshalb sollten sie erst nach fachkundiger Beratung und Anpassung verwendet werden. Es gibt sowohl Modelle in Einheitsgröße als auch solche in verschiedenen Größen. Die zusätzlich empfohlenen Verhütungsgele können gelegentlich zu Reizungen führen, die heutigen Präparate sind aber allgemein besser verträglich als frühere.

Das sagt die Expertin: "Das Diaphragma wird unterschätzt. Bei korrekter Anpassung und geübtem Umgang ist es sicherer als oft behauptet wird. Leider nehmen wenige Gynäkologen die Anpassung vor. Doch auch Profamilia-Stellen und Frauengesundheitszentren bieten sie an".



Symptothermale Methode (Natürliche Familienplanung/ Sensiplan)

Was und wie: Die Zeit im Zyklus, in der eine Frau schwanger werden kann, beträgt nur eine knappe Woche. Die symptothermale Methode dient dazu, diesen Zeitraum zu ermitteln. Dafür ist es notwendig, jeden Morgen die Temperatur zu messen und mindestens ein weiteres Zyklussymptom zu beobachten. Das kann entweder die Analyse des Zervixschleims sein und/oder das Abtasten des Muttermunds.

Die Werte werden in ein Zyklusblatt oder in eine App eingetragen. Die Auswertung zeigt, wann der Eisprung und damit die fruchtbare Zeit des Zyklus beendet ist: Die Temperatur steigt nach dem Eisprung an und bleibt erhöht, der Schleim verändert sich.

Kosten: Rund 20 Euro für Literatur, acht Euro für Digitalthermometer mit zwei Nachkommastellen, gegebenenfalls Gebühren für App.

Wie sicher? Der Pearl-Index liegt bei 0,3 bis 0,7 - allerdings bei kompletter Enthaltsamkeit in den "riskanten Tagen". Hat man währenddessen Sex und verhütet mit Kondomen oder Diaphragma, gilt für diese Zeit der Pearl-Index dieser Methoden. Andere natürliche Verhütungsmethoden, die nur auf einem Symptom basieren - zum Beispiel nur auf der Temperaturmessung -, sind unsicherer.

Für wen geeignet? Für alle, die Lust und Zeit haben, sich intensiv mit ihrem Körper und ihrem Zyklus auseinandersetzen, ohne Berührungsängste mit Geschlechtsorganen und Körperflüssigkeiten. Ein unregelmäßiger Zyklus ist kein Hindernis, denn jeder Zyklus wird neu analysiert.

Herausforderungen und Tücken: Man muss sehr verantwortungsbewusst sein und zwei bis drei Zyklen üben, um die Symptome sicher zu erkennen. Unregelmäßige Schlafzeiten, StressAlkohol und Fieber können die Temperatur unabhängig vom Eisprung verändern. Sie werden als Störfaktoren eingetragen und die Werte aus der Auswertung ausgeklammert. Geschieht dies konsequent, wird die Methode zwar nicht unsicherer - man hat dann aber seltener die Gelegenheit, Sex zu haben (zumindest ohne zusätzliches Verhütungsmittel).

Das sagt die Expertin: "Meiner Meinung nach tut es jeder Frau gut, diese Methode auszuprobieren, und sei es nur zur Beobachtung: Die Zyklussymptome kennen zu lernen, verbessert das Körpergefühl nachhaltig. Es gibt viele Quellen und Hilfsmittel: Onlinekurse, Bücher, Verhütungscomputer. Aber Achtung: Unter dem Label "Natürliche Verhütung" wird auch Mist angeboten, Kalender-Apps zum Beispiel, die weder die Temperatur noch andere Körperzeichen anfordern. Diese sind absolut unsicher!"

Kupferspirale. Foto von Reproductive Health Supplies Coalition von Unsplash

Intrauterinpessare: Spirale & Co.

Was und wie: Kupferspirale, Kupferkette und Kupferperlenball zählen zu den sogenannten Intrauterinpessaren, die ohne Hormone auskommen. Die Spirale hat eine T-Form, ihr Stamm ist mit Kupferdraht umwickelt (teils auch zusätzlich mit Gold- oder Silberlegierungen). Die Kupferkette besteht aus einem Nylonfaden, auf den kleine Kupferröhrchen aufgezogen sind. Beim Kupferperlenball sind die Röhrchen auf einem dreidimensionalen Faden-Gebilde angebracht.

So unterschiedlich die Formen sind, so einheitlich ist die Wirkungsweise: Das Kupfer verändert das biochemische Milieu in der Gebärmutter und hemmt die Beweglichkeit der Samenzellen. Schafft es ein Spermium trotzdem bis zur Eizelle und befruchtet sie, kann sich diese aufgrund des mechanischen Hindernisses nicht in der Gebärmutter einnisten.

Intrauterinpessare werden vom Frauenarzt eingesetzt und können drei bis fünf, teilweise sogar zehn Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Regelmäßige Nachkontrollen sind empfehlenswert.

Kosten: 120 bis 300 Euro. Bei gesetzlich versicherten Frauen werden diese meist bis zur Vollendung des 20. Lebensjahres übernommen.

Wie sicher? Der Pearl-Index liegt bei 0,3 bis 0,7. Anwenderfehler fallen weg. Allerdings können Spirale und Co. in seltenen Fällen unbemerkt ausgestoßen werden. Daher ist es sinnvoll, gelegentlich nach der Periode zu tasten, ob der Faden noch da ist.

Für wen geeignet? Für alle, die sich für einen langen Zeitraum nicht um Verhütung kümmern möchten. Aufgrund von Weiterentwicklungen eignen sich Intrauterinpessare inzwischen für Frauen jeden Alters, auch solche, die noch kein Kind haben.

Herausforderungen und Tücken: Bei jedem medizinischen Eingriff besteht ein Infektionsrisiko - das gilt auch für das Einsetzen von Spirale, Kupferkette und Kupferperlenball. Entzündungen treten aber selten auf und wenn, dann größtenteils in den ersten Wochen. Häufiger hingegen kommt es zu verstärkten Menstruationsbeschwerden - vor allem, wenn das Modell nicht zu Form und Größe der Gebärmutter passt.

Das sagt die Expertin: "Über die Spirale kursieren viele Horrorstories - das ist angesichts der Weiterentwicklungen nicht mehr gerechtfertigt. Neue Formen wie Kupferkette und Kupferball wurden für Frauen mit kleinerer Gebärmutter entwickelt. Der Anschaffungspreis ist hoch, doch auf die Jahre gerechnet ist diese Methode gar nicht so teuer."



Frauenkondom / Femidom. Foto von Reproductive Health Supplies Coalition von Unsplash

Frauenkondome

Was und wie: Frauenkondome (auch Femidom genannt) kleiden die Vagina von innen aus. Sie bestehen aus einem (im Vergleich zu Männerkondomen deutlich weiteren) Schlauch aus Nitril oder Polyurethan, an dessen Enden je ein Ring sitzt: Der innere Ring sorgt für Halt tief in der Vagina, der äußere wird über die Schamlippen gestülpt. Zusätzlich sollte man Gleitmittel im Frauenkondom und auf den Penis auftragen.

Frauenkondome können bereits Stunden vor dem Sex eingesetzt werden und nach der Ejakulation länger in der Vagina bleiben. Aber: Genau wie Männerkondome dürfen sie nur einmal angewendet werden.

Kosten: Ab 18 Euro für 10 Stück.

Herausforderungen und Tücken: Ein Verrutschen beziehungsweise Hineinrutschen passiert leichter als bei herkömmlichen Kondomen. Manche empfinden den äußeren Ring als störend. Außerdem kann es beim Sex knistern - nicht nur im übertragenen Sinne.

Wie sicher? Es gibt nur wenige, nicht repräsentative Studien, die den Pearl-Index zwischen 3 und 25 angeben.

Für wen geeignet? Für Frauen, die sich selbstbestimmt und eigenständig vor Geschlechtskrankheiten schützen wollen.

Das sagt die Expertin: "Ursprünglich wurde das Frauenkondom für Sexarbeiterinnen entwickelt. In Deutschland wird es wenig genutzt, doch in manchen Weltregionen ist es beliebt und verbreitet. Frauen erlangen mit ihm mehr sexuelle Selbstbestimmung, wenn Männer sich weigern, Kondome zu nutzen."


Herkömmliche Kondome

Was und wie: Den jahrhundertealten Klassiker, einst aus Schafsdarm, gibt es inzwischen in unzähligen Varianten: Vegane Fair-Trade-Kondome, Marken mit zehn verschiedenen Umfanggrößen oder latexfreie, besonders gefühlsintensive Materialien.

Die Anwendung ist wohl jedem seit der Pubertät grob bekannt, im Zweifel hilft die Packungsbeilage bei der Auffrischung. Wichtig ist, mit zwei Fingerspitzen die Luft aus dem Reservoir zu drücken und festzuhalten, während man das Kondom abrollt. Dabei sollte die Vorhaut zurückgezogen werden. Danach kontrollieren, ob alles gut sitzt.

Kosten: Wenige Cent bis 1 Euro pro Stück.

Wie sicher ist es? Der Pearl-Index liegt bei 2 bis 12. Bei korrekter Anwendung ist das Kondom sehr sicher. Es ist jedoch auch sehr störanfällig.

Tücken und Herausforderungen: Vorsicht bei langen Fingernägeln, zu kalten oder zu heißen Aufbewahrungsorten, ölhaltigen Gleitmitteln und Medikamenten gegen Vaginalinfektionen. Diese können Kondome kaputt machen. Und falls der letzte Sex schon etwas länger her ist: Mindesthaltbarkeitsdatum checken!

Für wen eignet es sich? Für alle, die spontan sein und sich vor Geschlechtskrankheiten schützen möchten. In monogamen Langzeitbeziehungen eignen sich Kondome auch gut in Kombination mit der symptothermalen Methode.

Das sagt die Expertin: "Der häufigste Anwenderfehler bei Kondomen ist, keines zu benutzen. Kondome sind dehnbar und reißen nur schwer, doch wenn es kneift oder drückt, hat man kaum Lust, eines überzuziehen. Man sollte sich also Zeit nehmen, 'seine' Marke und Größe zu finden. Kondome sind einfach wichtig: Die Infektionsraten von Geschlechtskrankheiten sind in den letzten Jahren wieder stark angestiegen, einschließlich unschöner Entwicklungen wie multiresistente Gonokokkenstämme - also Bakterien, bei denen viele Antibiotika nicht mehr wirken."


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